Radiohaus
Stockholm
Ausschmückung der Treppenhalle im
Artistenfoyer 1962 - 1965
Das bedeutendste Werk von Folke Truedsson befindet sich im Radiohaus
von "Sveriges Radio" in Stockholm. Es handelt sich um das
100m² grosse Betonrelief "Pelarsal", das sich über 3
Stockwerke - ausgehend vom Artistenfoyer - erhebt. Folke Truedsson
gewann 1961 mit seinem Vorschlag einen öffentlichen Wettbewerb
mit über 100 Teilnehmern. Eigenhändig gestaltete in
fast 3-jähriger Arbeit das Relief mit gegen 40 Tonnen Lehm,
bevor es 1964 in Beton gegossen wurde.
Folke
Truedssons Relief im Stockholmer Radiohaus verändert das
Gebäude und verwandelt es von einer rationalen Konstruktion
mit zusammengefügten Korridoren und Räumen in ein
suggestives Felsenlabyrinth. Die Wand ist eigentlich eine ganz
abstrakte Schöpfung, wo das relativ flache Relief zwar eine
sehr illusionistische Tiefenwirkung hat, aber nie von den sich - einem
Kanon ähnlich - wiederholenden und variierenden
Vertikalbewegungen ablenkt. Aber die eigentliche Anordnung im Raum, die
Patina und die rohe, natürliche Modellierung
verunmöglichen, dass man das Relief nicht gleichzeitig als
eine mächtige Felswand, als den seit jeher bestehenden,
ursprünglichen Teil des Hauses empfindet. Die unvollendete
Bewegung wird zum kühnen Griff des Werkes und macht es zu
einem der interessantesten der abstrakten Bildhauerei Schwedens. Das
Relief wächst durch den Raum und setzt sich im
nächsten Stockwerk fort. Oder wenn man es anders
ausdrücken will: die Korridore und Treppen sind an eine Wand
gefügt, die keine Begrenzung kennt. Das künstlerisch
Interessante daran ist, dass das Kunstwerk nicht als ein aesthetisch
geformter Gegenstand empfunden wird, der sich im Raum befindet, sondern
als eine Materie, die gleichzeitig mit der aktuellen Wirklichkeit
auftritt. Kunst und Leben durchdringen einander, sobald man das Relief
als Teil des Raumes erlebt und den Raum mit seiner Aktivität
als einen Teil des Reliefs. Rein architektonisch gesehen ist es
ebenfalls eine ausgezeichnete Lösung. Die endlosen Korridore
erhalten eine Zugkraft, die das Gehen erleichtert; die Wand
öffnet den Raum und gibt mit ihren starken Bewegungsakzenten -
stürzende und wachsende Blöcke - dem
Bewegungserlebnis eine visuelle Verwirklichung. Man wird in ein
dynamisches Spannungsfeld einbezogen.
aus
Arkitektur 1966 nr 9 Bengt Olvång
|